Bewegung & Begleitung

Bewegung als Basis der Entwicklung

Bewegung ist die Grundlage für Entwicklung und Lernen.
Mit Methoden wie INPP, JIAS und der Arbeit an frühkindlichen Reflexen begleite ich Kinder dabei, ihre Wahrnehmung, Koordination und Aufmerksamkeit zu stärken.
Im Mittelpunkt steht immer das individuelle Tempo des Kindes und eine Begleitung, die Vertrauen, Sicherheit und Freude an Bewegung fördert.

Das INPP hat zwei Förderprogramme entwickelt

1. Das Neuromotorische Schulreifeprogramm: Ein tägliches Bewegungstraining für den Einsatz in Schule und Kindergarten, das über den Zeitraum von einem Unterrichtsjahr Lernen und Verhalten verbessern hilft. Etliche Studien belegen die Wirksamkeit dieses Programmes.

2. Die Neuromotorische Entwicklungsförderung: Diese umfasst ein ausführliches Elterngespräch, eine umfangreiche Testung und ein individuelles Bewegungsprogramm für zuhause, welches täglich über den Zeitraum von ca. eineinhalb Jahren durchgeführt wird, begleitet von einem zertifizierten INPP-Trainer/ einer INPP-Trainerin. Die neuromotorische Einzelförderung bietet eine klinische Überprüfung von Kindern und Erwachsenen. Damit kann Folgendes erfasst werden: Grobmotorik, Koordination und Gleichgewicht, Kleinhirnbeteiligung, Diadochokinese (das ist die Fähigkeit, schnelle, gegengleiche Bewegungen zu machen), Primitive Reflexe, Halte- und Stellreflexe, Seitigkeit, Okulomotorik (Augenbewegungen), Visuelle Wahrnehmungsfähigkeit und Hörverarbeitung.

Beide Bewegungsprogramme basieren auf der Beobachtung, dass alle Babys während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr eine Reihe stereotyper Bewegungen ausführen, unter anderem auch solche, die eine natürliche Unterdrückung der primitiven Reflexe bewirken. Durch die langsame Nachahmung dieser Reflexhemmungsbewegungen wird dem Gehirn sozusagen eine zweite Chance gegeben, nachzureifen und Informationen zu verarbeiten, die es zum angemessenen Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung nicht oder nur unvollständig erhalten hat.

Da immer mehr andere Programme zur Reflexintegration auf den Markt drängen und die Unterscheidung immer schwieriger wird, hat INPP Österreich einen Artikel über die geschichtlichen Hintergründe verfasst. Hier:

Sie können sich jedenfalls sicher sein: Wenn Sie zu einem zertifizierten INPP-Trainer, einer INPP-Trainerin gehen, bekommen Sie das ORIGINAL, das mittlerweile auch ein geschützter Markenname ist.

Die Neuromotorische Einzelförderung

richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Symptomen aus•  AD(H)S
•  Dyslexie, Dyskalkulie, Dyspraxie und andere Teilleistungsstörungen
•  Wahrnehmungsstörungen
•  Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
•  Emotionale Anpassungsprobleme, Ängste und Panikstörungen
•  Asperger Syndrom

Es ist spezifisch auf das einzelne betroffene Kind abgestimmt, familienfreundlich und ressourcenorientiert.

Zusammen mit dem Kind durchläuft die ganze Familie einen Reifungsprozess: Selbstwirksamkeit und Kompetenz, Autonomie, Bindung und emotionaler Ausdruck werden gestärkt.

Einige Kinder entwickeln erstmals Qualitäten wie Humor, Empathie, Ausdauer und Konzentration, ihre Mentalisierungs- und Reflektionsfähigkeiten verbessern sich, Selbstvertrauen, Durchsetzung und Abgrenzung stehen zur Verfügung.

Der hohe Eigenanteil der Eltern, die als Kooperationspartner und „Profis“ durchgehend einbezogen sind, stärkt die mütterliche und väterliche Kompetenz und den Selbstwert und die Identität als Eltern.

So läuft die Entwicklungsförderung ab

Jedes Kind ist einzigartig, deshalb gestalten wir den Ablauf individuell und praxisnah. In vier klaren Schritten führen wir Ihr Kind durch die Screening‑Phase, das Übungsprogramm, die regelmäßige Übung zu Hause und die abschließende Kontrolle. So stellen wir sicher, dass die Fortschritte nachhaltig sind.

1. Schritt

Erstgespräch: Kurzes Vorgespräch und Anamnese ohne das Kind.

2. Schritt

Screening: Ausführliche Überprüfung der neuromotorischen Entwicklung.

3. Schritt

Ergebnisbesprechung: Detaillierte Rückmeldung und Erläuterung der Befunde.

4. Schritt

Übungseinweisung: Gemeinsames Einüben des individuellen Übungsprogramms.

5. Schritt

Erste Wiedervorstellung: Review nach 6–8 Wochen, Anpassung und Kontrolle.


1. Schritt

Zu Beginn wird ein ausführliches Anamnesegespräch (ohne Ihr Kind) geführt, in dem detailliert Informationen über den Schwangerschafts-verlauf, den Geburtsvorgang und die nachgeburtliche Entwicklung des Kindes sowie die als problematisch erlebten aktuellen Entwicklungs-auffälligkeiten erfragt werden. Wenn die danach folgende Auswertung des Fragebogens ergibt, dass bei Ihrem Kind Reste fortbestehender frühkindlicher Reflexe als ursächlich an seinen Problemen vermutet werden können, wird ein weiterer Termin vereinbart, in dem mit umfangreichen Überprüfungsmethoden der Stand der neuromotorischen Ausreifung Ihres Kindes festgestellt wird.

 

2. Schritt

Eine je nach Alter Ihres Kindes ca. 2-2,5-stündige umfangreiche  Überprüfung ermöglicht ein genaues Bild über den Stand seiner neuromotorischen Ausreifung. Folgende Bereiche werden überprüft:

  • Grob- und feinmotorische Koordination
  • Gleichgewicht
  • Muster der Bewegungsentwicklung
  • Kleinhirnfunktionen
  • Diadochokinese
  • Frühkindliche (primitive) Reflexe
  • Halte- und Stellreaktionen
  • Lateralität
  • Augenmuskelfunktionen
  • Visuelle Wahrnehmung
  • Augen-Hand-Koordination
  • Gegebenenfalls auch Überprüfung der Hörwahrnehmung (JIAS)

 

3. Schritt

Nach Auswertung der Tests wird ein weiterer Termin vereinbart, in dem Ihnen die Ergebnisse der Überprüfung ausführlich und detailliert dargestellt werden. Dieser ca. einstündige Termin, in dem u.a. der theoretische Hintergrund des Ansatzes ausführlich besprochen wird, erhöht in der Regel das Verständnis der Eltern für die Probleme ihres Kindes und modifiziert die Erwartungshaltung an das Kind in Bezug auf Über – , aber auch Unterforderung. Hier ist es äußerst wünschenswert, dass beide Elternteile (wenn möglich) präsent sind.

 

4. Schritt

Im darauf folgenden Termin wird mit Ihrem Kind und mit Ihnen das häusliche Übungsprogramm eingeübt, das Ihr Kind mit Ihrer Unterstützung zu Hause etwa 5-8min täglich durchführen soll. Es besteht aus speziellen Bewegungsübungen, deren Zusammenstellung von Kind zu Kind variiert. Damit wird die Bewegungsentwicklung vom Embryo bis zum Kleinkind „nachgebaut“ sowie Reflexbewegungen aus einem frühkindlichen Stadium langsam und auf eine bestimmte Art und Weise imitiert. Dies ermöglicht dem Gehirn, versäumte sowie unzureichende oder zu schnell durchlaufene Entwicklungsschritte nachzuholen.
Die stilisierten, stereotypen Bewegungsabfolgen müssen vom Kind täglich sehr langsam und so genau wie möglich durchgeführt werden und bedürfen in den allermeisten Übungen eines Helfers/einer Helferin (Elternteil).

 

5. Schritt

Nach sechs bis acht Wochen täglichen Übens kommen Sie mit Ihrem Kind zur ersten Wiedervorstellung (Review). Dabei werden die möglichen Auswirkungen des Übungsprogramms auf das Verhalten des Kindes im zurückliegenden Zeitraum diskutiert; die Qualität der Übungsausführung wird überprüft und die Bereiche, auf die die vergebene Übung abzielte, werden erneut getestet. Unter Berücksichtigung aller Faktoren wird dann entschieden, ob das Übungsprogramm verändert oder modifiziert wird.

Weitere Schritte
In dieser Form finden alle weiteren Wiedervorstellungen (Reviews) statt. Während der Reviews werden auch alle im Zusammenhang mit dem Übungsprogramm stehenden Probleme des Kindes im familiären und schulischen Bereich besprochen.

Nach  etwa 1 – 1 ½ Jahren ist das INPP- Übungsprogramm beendet. Die frühkindlichen Reflexe sollten dann soweit integriert sein, dass das Kind die Anforderungen, die von seiner Umwelt auf es gerichtet sind, besser erfüllen kann.

Fragebogen für Kinder in Kurzform

Mit diesem Fragebogen können Sie selber einen ersten Einblick in die Anamnesearbeit von INPP bekommen. Gehen Sie den Fragebogen durch und zählen Sie im Anschluss Ihre Ja-Antworten. Sind es mehr als sieben? Wenn ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Ihr Kind in einem oder mehreren Teilbereichen Entwicklungslücken im Zentralen Nervensystem aufweist, die mithilfe der Neuromotorischen Entwicklungsförderung geschlossen werden können.

Fachartikel

INPP Österreich hat auf seiner Homepager eine Reihe interessanter Fachartikel, die ich hiermit all jenen ans Herz legen möchte, die sich noch tiefer in die Materie einlesen möchten:

Die JIAS-Methode

JIAS?

Individualisierte auditive Stimulation nach Johansen (JIAS)

Das Hören als eines unserer wichtigsten Sinne ermöglicht uns den vollständigen Zugang zu gesprochener Sprache und ist ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Miteinander.

Die Johansen-Methode

Johansen Individualisierte Auditive Stimulation (JIAS) ist ein individualisiertes auf Musik basierendes Hörtraining nach den Erkenntnissen von Dr. Kjeld V. Johansen aus Dänemark und wird nunmehr seit über 30 Jahren – und inzwischen in 22 Ländern – erfolgreich durchgeführt.

Ähnlich der INPP-Methode beginnt das Hörtraining mit einem ausführlichen Anamnesegespräch über das Kind mit Inhalten wie Sprachentwicklung, Vorgeschichte an HNO-Infekten und/oder Paukenergüssen, (Hör)-Verhalten, Aufmerksamkeit, Koordination,…

Nach einer genauen Überprüfung der Dominanzentwicklung von Ohren, Augen, Händen, Beinen und Hemisphären folgt ein ausführlicher Hörtest. Die erhaltenen Daten ermöglichen die Erstellung eines individuellen, auf die Bedürfnisse der betroffenen Person abgestimmten Hörprogramms.

Das Johansen-Hörtraining umfasst ein Hör- Übungsprogramm mit speziell komponierten und individuell angepassten Musik-CDs, die über mehrere Wochen ca. 10-15 Minuten pro Tag über handelsübliche Kopfhörer und CD- Player zu Hause gehört werden können. JIAS lässt sich gut mit INPP vereinbaren, sobald der/die Betroffene aus dem ersten Übungsstadium draußen ist, in dem es darum geht, unterentwickelte Reflexe auszureifen.

Die Johansen-Methode kann für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in folgenden Bereichen hilfreich sein:

  • Verbesserung der Hörfunktion bei auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsproblemen

     

  • Steigerung der Aufmerksamkeit und Konzentration bei einer erhöhten Ablenkbarkeit durch Nebengeräusche

     

  • Verbesserung der Lese- und Rechtschreibleistungen, sofern die Schwierigkeiten u.a. durch auditive Einschränkungen begründet sind

     

  • Positive Unterstützung im Bereich der Sprachentwicklung und des Sprachverständnisses

     

  • Verbesserung der Aussprache bei leiser, undeutlicher oder monotoner Stimme

     

  • Hemmung einer Hörüberempfindlichkeit und Reduzierung eines wahrgenommenen Dauertones (Tinnitus)

     

  • Nutzung positiver Effekte zur Entspannung und Regeneration, z.B. bei traumatischen Erlebnissen oder Burnout-Erscheinungen

Flyer JIAS

Hier können Sie den offiziellen Folder von JIAS Deutschland herunterladen!

Hörtraining nach Johansen- Kundenmeinungen

Die zufriedenen Klienten werden immer mehr! O-Ton einer Klientin, 13 Jahre: “Ich höre die Welt plötzlich viel klarer!”

“Papa, in meinem Kopf ist das irgendwie so aufgeräumt.”

“Die Aufnahme des Schulstoffs ist meinem Sohn viel leichter gefallen. Das Lernen vor einer Prüfung ging viel schneller. Er kann sich besser und länger konzentrieren und hat allgemein eine bessere Laune.”

Adorable toddler immersed in play with wooden blocks, capturing a moment of childhood innocence indoors.

Zusatzangebot von JIAS

Hörtraining zur Sprachanregung für junge Kinder von ca. 1,5-5 Jahren.

Einfache Anwendung zuhause: Im Verlauf der auditiven Stimulation hört Ihr Kind über einen Zeitraum von insg. 26 Wochen einmal täglich 10 Minuten spezielle, frequenzspezifische Musik über Lautsprecher. Dieses spezielle Hörtraining-Programm ist speziell für Kleinkinder konzipiert, die noch nicht oder zu wenig in den Spracherwerb gelangt sind.

Für weiterführende Informationen kontaktieren Sie mich gerne!

Musik und Sprache

In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde die enge Beziehung zwischen Musik und Sprache nachgewiesen. Die Verarbeitungsprozesse von musikalischer Struktur und sprachtlicher Syntax (Satzbildung) stellen eine Reihe von Gemeinsamkeiten dar und finden in vergleichbaren Hirnregionen statt.

Es wurde belegt, dass sich das Hören von Musik positiv auf kognitive, sprachliche und emotionale Bereiche auswirkt.

Das auf Musik basierende Hörtraining wirkt vor allem sprachentwicklungsunterstützend, konzentrationsfördernd und entspannend. Generell empfiehlt sich dazu eine parallele Förderung durch begleitende Maßnahmen wie zum Beispiel durch Logopädie und /oder eine Bewegungsförderung, wie sie INPP bietet.

Zusatzangebot von JIAS

Hörtraining zur Sprachanregung für junge Kinder von ca. 1,5-5 Jahren.

Einfache Anwendung zuhause: Im Verlauf der auditiven Stimulation hört Ihr Kind über einen Zeitraum von insg. 26 Wochen einmal täglich 10 Minuten spezielle, frequenzspezifische Musik über Lautsprecher. Dieses spezielle Hörtraining-Programm ist speziell für Kleinkinder konzipiert, die noch nicht oder zu wenig in den Spracherwerb gelangt sind.

Für weiterführende Informationen kontaktieren Sie mich gerne!

Musik und Sprache

In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde die enge Beziehung zwischen Musik und Sprache nachgewiesen. Die Verarbeitungsprozesse von musikalischer Struktur und sprachtlicher Syntax (Satzbildung) stellen eine Reihe von Gemeinsamkeiten dar und finden in vergleichbaren Hirnregionen statt.

Es wurde belegt, dass sich das Hören von Musik positiv auf kognitive, sprachliche und emotionale Bereiche auswirkt.

Das auf Musik basierende Hörtraining wirkt vor allem sprachentwicklungsunterstützend, konzentrationsfördernd und entspannend. Generell empfiehlt sich dazu eine parallele Förderung durch begleitende Maßnahmen wie zum Beispiel durch Logopädie und /oder eine Bewegungsförderung, wie sie INPP bietet.

Adorable toddler immersed in play with wooden blocks, capturing a moment of childhood innocence indoors.

Frühkindliche Reflexe und ihre Auswirkungen auf die frühkindliche Entwicklung

Sally Goddard Blythe, eine englische Pädagogin und Ehefrau des INPP-Gründers und Psychologen Dr. Peter Blythe, die sich bereits ihr ganzes Berufsleben mit diesem Phänomen beschäftigt, definiert Reflexe so: „Ein Reflex ist eine unwillkürliche Reaktion auf einen Reiz und den gesamten physiologischen Prozess, der ihn aktiviert.“

Dr. Harald Blomberg erklärt: „Primitive Reflexe sind automatische, stereotype, vom Stammhirn gesteuerte Bewegungen. Diese Reflexe steuern die motorischen Aktivitäten des Fötus und des Neugeborenen und müssen gehemmt und integriert werden, damit sich die Motorik des Kindes richtig entwickeln kann. Das Kind integriert die primitiven Reflexe, indem es rhythmische Bewegungen macht, die die Muster der verschiedenen Reflexe wiederholen.“

Es gibt eine Reihe von frühkindlichen Reflexen, jeder hat seine ganz bestimme Aufgabe in der frühen Entwicklung eines Menschen. Grob kann man sie in drei Gruppen unterteilen:

  1. Intrauterine Reflexe entstehen im Mutterleib und werden auch vorgeburtlich gehemmt. Es sind Rückzugsreflexe des Embryos, mit dem Zweck, ihn zu schützen.
  2. Primitive Reflexe entstehen im Mutterleib, sollten zum Zeitpunkt der Geburt vollständig entwickelt sein und nach und nach vom sich entwickelnden Gehirn gehemmt werden. Dazu zählen der Mororeflex, der Asymmetrisch tonische Nackenreflex (ATNR), der Tonische Labyrinthreflex (TLR), der Spinale Galantreflex, die Hand- und Fußgreifreflexe, die Such- und Saugreflexe. Die primitiven Reflexe haben Schutz- und Überlebensfunktion beim Neugeborenen und sollen die weitere Bewegungsentwicklung anbahnen.

Zwischen den Punkten 2 und 3 gibt es die sogenannten Brückenreflexe, die während oder nach der Geburt entstehen und einen Übergang zu den bleibenden Reflexen darstellen. Dazu zählen der Symmetrisch Tonische Nackenreflex (STNR) und der Landaureflex.

  1. Posturale Reflexe nennt man auch Halte- und Stellreaktionen, etablieren sich nach der Geburt, sollten bis zum Alter von dreieinhalb Jahren voll entwickelt sein und ein Leben lang erhalten bleiben. Dazu zählen unter Anderem Kopfstellreflexe, Abstützreaktionen und Rollreflexe.

Jeder dieser unter Punkt 2 genannten Primitiven oder Frühkindlichen Reflexe hat seine ganz bestimmte Aufgabe in der frühkindlichen Entwicklung des Säuglings. Hier sei noch einmal die Schutz- und Überlebensfunktion sowie die Bewegungsentwicklung genannt. Weiters hat jeder dieser Reflexe eine bestimmte Waltezeit, in der er seine wichtige Funktion ausüben soll. Bestehen sie oder Teile davon über ihre Wirkdauer hinaus, können sich unter Umständen die lebenslang erhaltenen Posturalen Reflexe nicht oder nicht ausreichend entwickeln, und man spricht von aberranten, persistierenden Reflexen, das bedeutet abweichend, fortbestehende Reflexe.

Die schwerwiegendste Folgeerscheinung von persistierenden frühkindlichen Reflexen ist wohl unter dem Begriff STRESS zusammenzufassen. Ein nicht gehemmter Moro-Reflex (Angstreflex) beispielsweise hat weitreichende Folgen wie Gleichgewichtsprobleme, die sich auch als Reiseübelkeit zeigen können, Überempfindlichkeit auf visuelle, akustische oder anderer sensorischer Reize, Angststörungen, Panikattacken, Immunschwächen, psychosomatische Erkrankungen, Ausdauer- und Konzentrations-schwächen, Schwankungen im Blutzuckerspiegel. Es können sekundäre psychische Probleme dazukommen, beispielsweise Stimmungsschwankungen, Kritikempfindlichkeit, übermäßige Entscheidungsschwäche, schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, Gefühl der Unsicherheit, Abhängigkeit, das Bedürfnis, Situationen zu kontrollieren oder zu manipulieren, überschießende Reaktionen auf äußere Reize.

Der Moro Reflex

Dieser nach seinem “Entdecker” Dr. Moro benannte (der ihn auch als Umklammerungsreflex bezeichnete) und unter anderem als Angst- Schreckreflex bekannte frühkindliche Reflex soll hier exemplarisch näher behandelt werden, weil seine Folgen zu den häufigsten Beweggründen zählen, weswegen sich Menschen für eine Neuromotorische Entwicklungsförderung entscheiden.

Der Moro-Reflex entsteht in der 9. Schwangerschaftswoche, ist bei der Geburt vollständig vorhanden und sollte bis zum vierten Lebensmonat gehemmt sein.

Er ist gekennzeichnet durch unmittelbare Erregung aufgrund von plötzlichen, unerwarteten Reizen (Lageveränderung, Lichtwechsel, Geräusch, Schmerz,….). Es folgt ein schnelles Einatmen, kurzes „Erstarren“ und schließlich ein Ausatmen oft zeitgleich mit einem Schrei.

Zusammen mit der bereits beschriebenen Reaktion öffnen sich zuerst Arme und Beine nach außen, um sich dann rasch wieder zu einer Umarmungs- oder Greifbewegung zu schließen.

„Der Moro-Reflex ist eine unwillkürliche Reaktion auf eine Bedrohung. Das Baby ist noch nicht in der Lage, von außen kommende Sinneseindrücke zu analysieren, um dann feststellen zu können, ob sie wirklich eine Bedrohung darstellen oder nicht. Der Gehirnstamm löst eine unmittelbare Moro-Reaktion aus, so als wenn ein Notschalter automatisch ausgelöst worden wäre. Er fungiert als die früheste Form der Kampf- oder Fluchtreaktion und kann in Situationen extremer Gefahr gelegentlich auch noch später im Leben ausgelöst werden.“   (Aus: Goddard-Blythe, Sally: Greifen und Begreifen, Kirchzarten bei Freiburg, 10. Aufl., 2013, S. 24.)

Wird der Moro-Reflex nicht rechtzeitig gehemmt, befindet sich das Kind ständig in einem Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, also in „Alarmbereitschaft“. Die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol wird angeregt, die die Sensibilität und das Reaktionsvermögen erhöhen sollen. Ein solches Kind ist also einerseits außerordentlich sensibel, aufnahmefähig, fantasievoll und einfallsreich, andererseits unreif und zu Überreaktionen neigend. So wird aus ihm entweder ein ängstliches Kind, das oft mit Rückzug reagiert, das Schwierigkeiten hat, Kontakte zu finden und Zuneigung weder gut zeigen noch annehmen kann, oder aber es entwickelt sich zu einem überaktiven, aggressiven Kind, das sich leicht aufregt, unfähig ist, Körpersprache zu verstehen und Situationen gern dominiert.

Man kann sich vorstellen, wie belastend es für ein Moro-Kind sein muss, mit diesem „Rucksack“ an unkontrollierbaren Körperreaktionen durchs Leben zu gehen. Hinzu kommt noch das oft angeschlagene Immunsystem, das sich nicht mehr auf seine ursprüngliche Aufgabe der Krankheitsabwehr beschränken kann, sondern vorwiegend für den „Stressabbau“ eingesetzt werden muss.

Andere fortbestehende Reflexe wirken sich eher auf spezifische Fertigkeiten negativ aus, stattdessen hat der Moro-Reflex Auswirkungen auf das gesamte emotionale Profil des Kindes. Auch das Gleichgewichtssystem kann betroffen sein, so leiden “Moro-Kinder” beispielsweise häufig unter Reiseübelkeit, schlechter Balance und Koordination.

Mögliche sekundäre psychologische Symptome

  • Zustand ständiger Ängstlichkeit
  • Überschießende Reaktionen auf Reize (Stimmungsschwankungen, emotionale Labilität)
  • Schwierigkeiten, Kritik zu akzeptieren
  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
  • Schwierigkeiten mit neuen, unbekannten Situationen (Diese Kinder brauchen einen geregelten Tages- und Wochenrhythmus, damit sie sich darauf einstellen können und nicht in unvorhergesehene Situationen zu geraten.)
  • Darauf entsteht auch das Bedürfnis, Situationen zu “kontrollieren” oder zu “manipulieren”.
  • Phasen von Hyperaktivität wechseln mit Phasen übermäßiger Ermüdung ab
  • Schwaches Ego, geringes Selbstwertgefühl
  • Gefühl der Unsicherheit/ Abhängigkeit

Der Moro-Reflex ist der einzige der primitiven Reflexe, der mit allen Sinnessystemen verbunden ist. Da er als erster frühkindlicher Reflex auftaucht, bildet er einen Eckstein im Fundament des Lebens. Er ist unverzichtbar für das Überleben des Neugeborenen, führt aber zu tiefgreifenden Folgen, wenn er nicht zur richtigen Zeit gehemmt und in eine erwachsene Schreckreaktion umgewandelt wird.

Diese erwähnte erwachsene Schreckreaktion (auch Strauss-Reaktion oder Startle-Reaction genannt) besteht aus einem schnellen Hochziehen der Schultern, gefolgt von einer Drehung des Kopfes, um die Störquelle (Geräusch, Geruch, Licht,…) herauszufinden. Sobald diese identifiziert ist, fährt die Person mit dem fort, was sie gerade getan hat. Die Ausschüttung von Stresshormonen und das Sich-Vorbereiten des Körpers auf eine bedrohliche Flucht- oder Kampfsituation bleiben aus.

Bei der klassischen Übung zur nachträglichen Bearbeitung des Moro-Reflexes wird die reflexhafte Bewegung der Abduktion der Arme und Beine ganz langsam und nach genauer Vorgabe imitiert. Die Augen sind dabei geschlossen.

Der Tonische Labyrinthreflex (TLR)

Den TLR gibt es in 2 Richtungen, in der Beugung (Flexion) und in der Streckung (Tension).

Der Tonische Labyrinthreflex in der Beugung entsteht um die 12. SSW und ermöglicht dem Ungeborenen die fötale Beugehaltung, um sich im Mutterleib platzsparend einrollen zu können. Ausgelöst wird der TLR immer durch einen Reiz aus dem Labyrinth – dem Gleichgewichtsorgan im Ohr -, durch eine Beugung des Kopfes  nach vorne.

Durch den TLR vorwärts werden alle Muskeln an der Vorderseite des Körpers trainiert und der Beugetonus ausgebildet.

Gleichzeitig gibt diese Übung wertvolle Impulse an das Nervensystem – das Baby erspürt seine Vorderseite und die Landkarte im Gehirn bekommt eine erste Richtungsangabe –  vorne! Diese Abbildung im Gehirn sollte sich ab dem 3./4. Monat aufbauen und der TLR vw. sollte langsam gehemmt werden, d.h. die Tonus-Regulation funktioniert immer besser.

Bleibt der TLR bestehen, hat das einen schlaffen Muskeltonus zur Folge – die Kinder werden förmlich „von der Erde angezogen“ – „floppy children“! Außerdem behindert der TLR die Ausbildung guter Kopfstellreflexe vorwärts (und auch rückwärts!), das heißt das Ausbalancieren des Köpfchens fällt schwer.

Generell hat dies Auswirkungen auf die Körperhaltung, auf das Gleichgewicht und die visuelle Wahrnehmung. Das Kind kann das Gefühl haben, vorne über zu fallen. Wenn die Augenmuskeln verzerrte Informationen aus dem Gleichgewichtssystem erhalten, können auch sie sich nicht gut einstellen und damit ein verzerrtes Bild abliefern. 

Der Tonische Labyrinthreflex in der Streckung wird erst durch die vaginale Geburt ausgelöst und spielt dort eine entscheidende Rolle, indem einerseits das Köpfchen in den Geburtskanal gestreckt wird, während die gestreckten Beinchen sich von der Gebärmutterwand abstoßen.

Nach der Geburt dient der TLR rückwärts als Trainingsprogramm für die Streckmuskulatur und ermöglicht die Aufrichtung gegen die Schwerkraft. Er hebt damit die starre Beugehaltung auf und hemmt allmählich den TLR vw. Er gibt dem Gehirn die Richtungsangabe: hinten. Ab dem dritten Monat beginnt er schwächer zu werden. Er hilft dem Kind aber bis zu einem Alter von etwa 3 ½ Jahren, sich aufzurichten und eine stabile Haltung auszubilden.

Bleibt er über dieses Alter hinaus bestehen, zeigt sich das in einer überstreckten Körperhaltung und einem starren Muskeltonus. Die Kinder sind oft Zehenspitzengänger, ihre Bewegungen sind steif und unbeholfen, es kann zu Haltungsschäden kommen.

Wie schon beim TLR vw. beschrieben werden Kopfstell- und Augenstellreflexe behindert und damit die Körperbalance und die visuelle Wahrnehmung beeinträchtigt. Der übermäßige Strecktonus kann auch Auswirkungen auf die Mundmotorik haben: durch einen reflexartigen Zungenstoß kann schon das Füttern mit dem Löffel und später die Aussprache erschwert werden.

Abschließend gesagt hat der TLR eine wichtige Funktion bei der Ausbildung der richtigen Körperhaltung für den aufrechten Gang. Der Erwerb von Kopf- und Rumpfstabilität zählt zu den Meilensteinen in der frühkindlichen Entwicklung und gilt auch als wichtige Voraus-setzung für die Integration der Wahrnehmungssyteme: Gleichgewicht, Körperwahrnehmung, Sehen, Hören (v.a. auch in der räumlichen Dimension).

Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex (ATNR)

Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex (ATNR) ist von großer Bedeutung, wenn es um Lernprobleme geht. Deshalb sei auch er hier näher erklärt.

Der ATNR entsteht in der 18. Schwangerschaftswoche, ist bei der Geburt vollständig vorhanden und sollte etwa sechs Monate danach gehemmt werden. Kopfbewegungen des Babys zu eine Seite führen zu einem gleichzeitigen Ausstrecken eines Armes und eines Beines zu der Seite, in die es den Kopf dreht. Arm und Bein auf der sogenannten Hinterhauptsseite beugen sich reflexhaft.

Der ATNR hat im Mutterleib die Aufgabe, Arme und Beine zu trainieren und hilft dem Baby auch während der Geburt. Er gibt dem Kind eine erste Richtungsinformation von RECHTS und LINKS. In den ersten Lebensmonaten trainiert er die Augen im Zusammenspiel mit den Händen, soll spätere Greifbewegungen nach Gegenständen anbahnen und hilft dem Baby frei zu atmen, wenn es auf dem Bauch liegt.

Etwa ab dem 7. Monat braucht ein Baby diesen Reflex nicht mehr, – im Gegenteil, beim Krabbeln- Lernen und beim Drehen vom Rücken auf den Bauch ist er sogar richtig störend!

Was können die Folgen eines nicht gehemmten ATNR für ein Kind sein?

  • Es kann Buchstaben verwechseln und Zahlen verdrehen – obwohl es genauso klug ist wie andere Kinder.
  • Das Zusammenlesen wird viel schwieriger, weil oft die Leserichtung nicht so klar ist.
  • Es hat Probleme beim Abschreiben, wenn es den Blick vom Heft zur Tafel und wieder zurück richten muss.
  • Es muss große Anstrengungen aufwenden, den Kopf und die Hand gerade zu halten, dabei können sich Finger, Hände, Arme, Schultern und Nacken ganz schön verkrampfen und zu Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen führen.
  • Es hat Schwierigkeiten, gleichzeitig schreiben, zuhören und verstehen zu können.
  • Der ATNR kann verhindern, dass das Kind eine stärkere Körperseite hat, d.h., eine ausgeprägte Lateralität entwickelt.
  • Eine weitere Konsequenz stellt die Tatsache dar, dass dieses Bewegungsmuster das Kriechen und Krabbeln im Kreuzmuster verhindert oder erschwert, und damit dem Kind eine wertvolle Trainingsmöglichkeit für das sensomotorische System nicht oder nur teilweise zur Verfügung steht.

Häufig bleibt der ATNR auf einer Seite stärker präsent, was Haltungsasymmetrien begünstigt.

Die INPP-Methode bietet eine effektive Möglichkeit, die abweichenden frühkindlichen Reflexe im Nachhinein zu hemmen bzw. zu integrieren und die bleibenden Halte- und Stellreaktionen auszureifen und zu etablieren.

Der Symmetrisch Tonische Nachenreflex (STNR)

Der STNR hat ebenso wie der TLR zwei Richtungen:

Er gibt dem Baby eine Richtungsinformation von OBEN und UNTEN.

Der Symmetrisch Tonische Nackenreflex (STNR) hat eine relativ kurze Waltezeit, zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat. Er bedeutet für das Baby erstmals eine Aufrichtung gegen die Schwerkraft und hilft ihm,  seinen Körper in dieser erhöhten Position auf Händen und Knien zu stabilisieren und auszubalancieren. Dies wird durch das Hin- und Herschaukeln erreicht (rocking baby). Weiters wird der Blick erstmals von Nah- auf Fernsicht umgestellt, was vorher in Liegeposition nicht relevant war.

Andererseits werden, wenn das Baby den Kopf nach unten beugt und die Beine stramm durchstreckt, die Muskeln der unteren Körperhälfte trainiert, beim Aufschauen und auf die Fersen setzen, stemmen die Arme den Kopf und den Oberkörper hoch. So wird diesmal eine horizontale Mittellinie durch den Körper gezogen, die es dem Kind später erlauben wird, Ober- und Unterkörper unabhängig voneinander, ja sogar gegengleich zu bewegen (wie es beim Krabbeln erforderlich ist). Gleichzeitig werden die Muskeln fürs Krabbeln gestärkt.

Allerdings sollte der STNR nur von kurzer Dauer sein und die starre Bewegungsabfolge bald durchbrochen werden, damit die Bewegungen der Körperhälften bald nicht mehr von der Bewegung des Kopfes abhängen. Denn nur wenn alle Körperteile unabhängig bewegt werden können, funktioniert auch das Krabbeln.

Persistiert der STNR, entsteht eine Barriere diesmal auf der horizontalen Mittellinie, das Krabbeln funktioniert  nicht richtig, später zeigen sich Haltungsschwächen beim Sitzen und Stehen. Da der STNR auch die abwechselnde Umstellung der Augen von Fern- auf Nahsicht und umgekehrt trainiert – eine Fähigkeit die durch das Krabbeln noch verfeinert werden soll, kann auch die frühkindliche Weitsichtigkeit  bestehen bleiben. Der STNR kann Konzentration und Aufmerksamkeit beeinträchtigen, weil es für das Kind so anstrengend ist, eine Sitz-position über einen längeren Zeitraum beizubehalten. Es hilft sich dann oft damit, indem es die Beine fixiert, sich einfach draufsetzt, oder z. B. am Boden in W-Beinhaltung sitzt.

Das Schwimmen lernen kann durch einen persistierenden STNR stark erschwert werden, weil es dem Kind fast unmöglich ist, den Kopf aus dem Wasser zu strecken, und den Körper gleichzeitig flach im Wasser liegen zu lassen. Die Beine wollen sich einfach immer nach unten beugen, sobald sich der Kopf streckt. Tauchen hingegen ist gar kein Problem, das gelingt diesen Kindern meist sehr gut.

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